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Waldenserfreunde Gottstreu/Gewissenruh e. V.

Der Name „Waldenser“ stammt aus dem Mittelalter. So bezeichnete die katholische Kirche die Anhänger des Kaufmanns Petrus Waldus in Lyon, der um 1174 eine Bewegung von Wanderpredigern gegründet hatte. Die Waldenser erkannten nur die Bibel als einzige Autorität an. Nur in den abgeschiedenen und relativ unzugänglichen Bergtälern der Cottischen Alpen konnten sie überleben.
1698 wurden die Waldenser aufgrund ihres reformierten Bekenntnisses aus dem Gebiet des heutigen Piemont vertrieben. Nach einer Odyssee und einer Wanderung durch halb Europa gelangten einige Waldenserfamilien in die damalige Landgrafschaft Hessen-KS und gründeten 1722 im Wesertal die Waldenserkolonien Gottstreu & Gewissenruh. Hier durften sie in Schule und Kirche bis 1825 an ihrer französischen Muttersprache festhalten und Gottesdienste in der Form der reform. Waldenserkirche feiern.
Das Beispiel der Waldenser zeigt auf ermutigende Weise, dass Integration gelingen kann. Es braucht langen Atmen, viel Geduld & Verständnis auf allen Seiten. Das Wissen um die Waldensertradition ging in Gottstreu & Gewissenruh, den jüngsten und nördl. Waldenserorten Deutschlands, jedoch niemals verloren. 1991 gelang es, in Gottstreu ein Waldensermuseum einzurichten, um dort die Geschichte der Waldenserbewegung und ihrer Kolonien zu dokumentieren. 1991 konnte der Verein „Waldenserfreunde Gottstreu/ Gewissenruh e. V.“ gegründet werden. Zu den Aktivitäten des Vereins zählt die Kontaktpflege mit anderen Waldenserorten im In- und Ausland sowie der Waldenserkirche in Italien, vor allem in der ursprünglichen Herkunftsregion der „Weserwaldenser“ im heutigen Piemont.
Besondere Höhepunkte im Vereinsleben sind historisch-kirchlich geprägte Studienreisen in die sogenannten Waldensertäler. Gerade noch rechtzeitig vor Ausbruch der Corona-Pandemie fand eine Gruppenreise „Auf den Spuren der Waldenser im Piemont“ statt. Nach mehr als 320 Jahren begaben sich die Nachkommen der Gottstreuer und Gewissenruher Waldenser in die ehemalige Heimat, erkundeten die Herkunftsorte ihrer Vorfahre und waren beeindruckt von den vielfältigen Aktivitäten und der Strahlkraft der dort wieder aktiven Waldenserkirche. Am Ende der Reise stand die Erkenntnis: Wir sind eingebunden in eine Bewegung von mindestens europäischer Dimension – und noch heute stiften die Waldenser wertvolle und anrührende Begegnungen über Grenzen und Zeitläufe hinweg. Mit einigen Bild- und Textauszügen aus unserem „Reisebuch“ möchten wir Sie auf eine Zeitreise mitnehmen.